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Chronik des Mietervereins Gelsenkirchen e.V.

95 Jahre Mieterschutz in Gelsenkirchen

Seit fast 100 Jahren kümmert sich der Mieterverein Gelsenkirchen e.V. DMB aktiv um den Mieterschutz von Gelsenkirchener Bürger und Bürgerinnen.

1925 -  zur Gründungszeit des Vereins - wuchs die Stadt Gelsenkirchen ständig und stetig an. Durch die vielen angesiedelten Zechen und Stahlbetriebe in der „Stadt der 1000 Feuer“ wurden immer mehr Arbeitskräfte angeworben und die benötigten wiederrum Wohnraum. Da waren Konflikte zwischen Mietern und Vermietern vorprogrammiert. 

Die Gründer des Mietervereins Gelsenkirchen setzten sich am 18. November 1925 zusammen und verfassten die erste Satzung. Am 08. Januar 1926 wurde der „Mieterverein Gelsenkirchen“ ins Vereinsregister der Stadt aufgenommen.

Vieles ist nicht bekannt aus diesen ersten Jahren des Vereins. Oder der beiden Vereine? Die Vermutung liegt auf der Hand, dass es zwei Vereine gegeben haben muss. Einen in Buer und einen in Gelsenkirchen. Zur Gründung des Gelsenkirchener Vereins gehörte Buer noch nicht zu Gelsenkirchen. Diese Eingemeindung fand bekanntlich erst 1928 statt. Zwei erhaltene Beitragsbücher belegen zusätzlich, dass es bis in den 50iger Jahren zwei Vereine gegeben hat, die unterschiedliche Beiträge von ihren Mitgliedern – in Gelsenkirchen 60 Pfennige und in Buer 1 Mark – abkassierten.

 

Beide Vereine waren in dieser Zeit sehr aktiv. Dieses belegt nicht nur die Eintragungen in der Stadtchronik des Instituts für Stadtgeschichte, sondern ist auch aus dem geschichtlichen Kontext herzuleiten. Die zerbombte Stadt befand sich im Wideraufbau und wieder war Wohnraum knapp. Also Hochkonjunktur für den Mieterschutz.

So zählte der „Mieter- und Pächterschutzverein Buer“, wie er sich zu dieser Zeit nannte, 1956 rund 1300 Mitglieder und hatte die Schulden aus dem Krisenjahr 1955 tilgen können. Im gleichen Jahr machte sich der Verein stark für die Freigabe des Berger Feldes und prangerte nebenbei die Aufrüstungspolitik des damaligen Kanzlers Dr. Konrad Adenauer an.

Der Mieterverein Gelsenkirchen protestierte 1959 gegen die die Freigabe aller Wohnungen und die gegen Aufhebung des Kündigungsschutzgesetzes.

Die 60iger Jahre waren geprägt vom Babyboom und viele Familien suchten nach geeignetem Wohnraum. Parallel dazu stiegen die Mieten. Am 15.Dezember 1962 war beispielsweise der Stichtag zur Vornahme einer Mieterhöhung mit Wirkung vom 01.Januar 1963. Hausbesitzer konnten die Miete für alle Altbauten erhöhen, die bis zum Währungsstichtag bezugsfertig gewesen waren und die bis zum 01.August.1960 nur eine Mieterhöhung von 15% vorgenommen haben. Die Geschäftsstellen der Haus- und Grundbesitzervereine und der Mietervereine hatten Hochbetrieb.

1969 war der Mieterverein Gelsenkirchen – wahrscheinlich nach der Fusion der beiden Vereine - mit einer größten Mietervereine in der Bundesrepublik Deutschland neben München und Dortmund. Neben den mietrechtlichen Beratungen, mussten die Mitglieder verwaltet und die Beiträge kassiert werden. Dafür hatte man in allen Stadtteilen vertrauensvolle Kassierer und Kassiererinnen im Einsatz, die von Tür zu Tür gingen und den Beitrag einforderten. Eine Marke im Beitragsbuch dokumentierte dann den gezahlten Beitrag. Bis 2020 ging eine Kassiererin im Stadtteil Horst umher und sammelt die Beiträge unserer Mitglieder ein.

1972 übernahm der Krankenpfleger Curt Theißen die Geschicke des Vereins als Vorsitzender. Dieser riet im März 1973 den Horster Bürgern der Wallstraße und Blumenstraße die geleistete Unterschrift zur Mieterhöhung der Rheinisch-Westfälischen Wohnstätten zu widerrufen oder erst gar nicht zu unterschreiben, weil die Erhöhung ungesetzlich wäre.

1981 wurde Curt Theißen durch Diplom Chemiker Dr. Franz Trefny ersetzt. Vier Jahre später wurde der noch heute amtierende Vorstandsvorsitzende Ernst Georg Tiefenbacher in den Vorstand gewählt und führt jetzt nunmehr seit über 30 Jahren den Verein.

Der Verein hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt. Selbstverständlich beträgt der Mitgliedsbeitrag heute nicht mehr 60 Pfennige oder 1 Mark und viele Veränderungen wurden seit der ersten Satzung inhaltlich und praktisch in den zwei Geschäftsstellen umgesetzt.

Rückblickend auf die letzten Jahre kann man jedoch behaupten, dass der Mieterverein Gelsenkirchen e.V. DMB sich immer den Gegebenheiten angepasst hat, um den ratsuchenden Mietern in Gelsenkirchen eine angemessene Hilfestellung zuteil kommen zu lassen.

 

D. Rudde

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